Stehen geblieben waren wir bei: Warum tun wir es dann nicht einfach? Um diese Frage zu beantworten beginnen wir gleich mit dem nächsten Topic.
Inhaltlich wird es darum gehen, die macht des geringsten Widerstands zu erläutern und diesen für mich statt gegen mich nutzen.
Die Macht des geringsten Widerstands
Wir, Menschen sind von Natur aus so, dass wir den Weg mit geringsten widerstand nehmen wollen. Es spart Energie, Zeit und Frust. Wir Menschen neigen dazu solchen Momenten so gut es geht aus dem Weg zu gehen und immer den Weg des geringsten Widerstands zu nehmen. Um was es sich handelt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es ist angenehmer, den Supermarkt um die Ecke zu besuchen als 5 km zum nächsten Fahren zu müssen. Es ist angenehmer sich im Zimmer aufzuhalten, als im Winter in der Kälte einen Spaziergang zu machen oder überhaupt einen Spaziergang zu machen. Fast Food ist einfacher zu besorgen als Einkaufen, kochen und abwaschen zu müssen.
Auf der Couch zu sitzen und fernzusehen ist angenehmer, als sich ein Buch in die Hand zu nehmen und aktiv zu lesen.
Jetzt oder gleich, was macht das für einen riesen Unterschied?
Unser Unterbewusstsein schätzt den Moment stärker als die Zukunft. Deshalb Rauchen z.B. auch Menschen, denn die sofortige Befriedigung ist für das Gehirn mehr Wert als die mögliche Befriedigung in der Zukunft. Es ist eine vermeintliche Erleichterung, Verbesserung des temporären Zustands. Das Nikotin setzt Endorphine frei und wir fühlen uns gut. Wir nehmen dafür sogar den schlechten Beigeschmack und die langfristigen Folgen in Kauf.
Die negativen Seiten der schlechten Tat werden verzögert wobei die vermeintlichen positiven Seiten sofort einwirken.
Aus diesem einfachen Grund sind gute Gewohnheiten schwieriger durchzusetzen als schlechte.
Bei denen sind die Folgen gut und das jetzt anstrengend und schlecht.
Während wir ackern fühlen wir uns schlecht, und erst in der Zukunft, wenn die Belohnung eintritt gut. Das ist auch der vermeintliche Grund wieso so viele Menschen aufschieben (Prokrastinieren). Man weiß, man müsste etwas für die Schule/Uni tun, tut stattdessen etwas anderes (Tisch aufräumen, freunde Treffen usw.). Denn wenn man etwas anderes tut, setzt die Befriedigung sofort ein (klar, kommen weitere Gründe wie z.B. Angst dazu). Man steht sozusagen im Dilemma, sich hier im jetzt gut fühlen oder gleich.
Gewohnheiten und die Macht des geringsten Widerstand
Aus den oben genannten folgt, dass gute Gewohnheiten zu Beginn sehr viel
Fleiß Zeit und Kraft benötigen wobei die vermeintlich schlechten wie
von Hand gehen. Unser Gehirn belohnt uns für das
kurzfristige und unser Körper bestraft uns für das Langfristige. Bei den
guten Handlungen werden wir für das Kurzfristige bestraft und
Langfristige belohnt. Man schiebt es so lange auf bis man an dem Punkt
ankommt, bei dem der Schmerz etwas anderes zu tun größer ist als die
Sache die getan werden muss (aaah, schon wieder der Weg des kleinsten
Widerstands). Wenn man dieses Prinzip verstanden hat, dann weiß man was zu tun ist. Manchmal gibt es leider gar keinen Ausweg mehr. Hat man zu viele schlechte Angewohnheiten, so kommt man an einem Punkt an, an dem das kurzfristige gute Gefühl die langfristigen schädlichen Gefühle nicht mehr überdecken kann und dann endet man in einem Teufelskreislauf. Wie das gemeint ist, erkläre ich euch an einem einfachen und geläufigem Beispiel.
Wir alle besitzen eins, führen es gefühlt 24 h mit uns. Es ist das erste und das letzte woran wir denken. Manchmal ist es die reinste Zeit Verschwendung und ein andermal ein Segen. Genau, ich spreche vom Handy. Was denn sonst? Das Handy kann uns sehr viel Arbeit abnehmen, vieles automatisieren und uns sogar zum besseren verhelfen, wenn es denn zu unserem Vorteil genutzt werden würde. Um auf das Thema von oben zurückzukehren. Mit dem Handy in der Hand sind wir bloß einen schritt von der nächsten Befriedigung entfernt. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns mit den aktuellen Nachrichten befassen, einem Freund schreiben, Spiele spielen oder in den sozialen Medien unsere Zeit verbringen. All dies sind Dinge die uns für den Moment gut fühlen lassen. Es ist auch nichts verwerfliches daran. Lässt man sich zu sehr auf sein Handy ein, und blendet dadurch alles andere aus, kann es kurzfristig guttun. Tut man es jedoch zu oft und regelmäßig, so verbringt man immer mehr Zeit damit statt mit den wichtigen Dingen im Leben. Bis man an einem Punkt angekommen ist, an dem man sehr viel Zeit mit dem Handy verbringt und weniger mit sich oder den Menschen in der Umgebung. Ohne Handy läuft rein gar nichts mehr. Egal ob man mit Freunden unterwegs ist oder der Familie zusammen sitzt. Vielleicht sogar einen Film schaut. Es ist einfach ins Extreme ausgeartet. Statistiken die, die Steigerung des durchschnittlichen Verbrauches, über die letzten Jahre belegen gibt es einige. Aktuell sind wir mit 4h gut dabei… Es wird tendenziell immer mehr und mehr. Das heißt es schadet uns, aber wir gewöhnen uns sehr schnell daran. Temporär lenkt es uns von allem schädlichem ab, langfristig fügt es uns aber mehr schaden zu. Bis man an dem Punkt ankommt, bei dem man realisiert… Ich verliere durch mein Handy viel Zeit für nichts (gibt noch ein dutzend negative Punkte) und dennoch komme ich nicht mehr weg davon.
Wie zum Vorteil nutzen?
Den Weg des geringsten Widerstands kann man aber auch zu seinem Vorteil nutzen. Indem man genau das tut, was dieser Spruch mit sich bringt. Man verringert alle möglichen Widerstände auf dem Weg zu einem Ziel. Du willst abnehmen? Dann kauf dir nur das ein, was du wirklich benötigst.
Du möchtest spazieren gehen? Dann bereite deine Kleidungsstücke für den Spaziergang vor.
Einige von euch kennen es. Sie wollen ins Gym kommen aber nicht dazu, deshalb packen sie gleich die Sachen fürs Gym mit zur Arbeit ein und fahren dann direkt zum Gym, der Widerstand ist verringert.
Dieses Prinzip kann man für alles anwenden (aufgepasst bei Süchten, dort ist es leider nicht so einfach, dennoch hilfreich).
Ihr denkt euch, ist ja schön und gut. Das habe ich ein dutzend mal versucht aber es funktioniert nicht… Tja, dann gibt es noch die Kehrseite der Medaille. Statt z. B. Fern zu schauen, wollt ihr einen Spaziergang machen. Obwohl ihr die Kleider herausgestellt habt, sitzt ihr wieder vor dem Fernseher? Dann gibt es mehrere Gründe, dafür zum einen die Angewohnheit fernzusehen, zum anderen ist der Widerstand fernzusehen kleiner, als einen Spaziergang zu tätigen. Allein den Widerstand zu reduzieren bringt es also nicht, was dann?
Die Kehrseite nutzen
Wenn den Widerstand verringern nichts oder nur zum Teil etwas bringt, dann können wir das genaue Gegenteil davon zu unseren Nutzen nutzen. Wie? Sehr simpel. Um beim Beispiel von oben zu bleiben. Statt fernzusehen, einen Spaziergang machen. Endet immer wieder beim Fernsehen. Also kann man den Widerstand beim Fernsehen drastisch erhöhen. Indem man das Sofa in die entgegengesetzte Richtung dreht. Die Stecker vom Fern herauszieht. Die Batterie von der Fernbedienung entfernt. Den Fernseher irgendwo anders hinstellt. Also alles was das Fernsehen erschweren soll. Dann sollte der Spaziergang einfacher sein, als fernzusehen und die Folge ist, das man spazieren geht.
Das Prinzip kann man auch auf sein Handy anwenden. Warum nutzen so viele Menschen zum entsperren, des Handys ihren Fingerabdruck/Irisscan, weil es einfacher und schneller geht. Macht mal das genaue Gegenteil. Denkt euch einen sehr langen Pin aus, den Ihr jedes mal eingeben müsst um euren Bildschirm zu entsperren. Wetten nach einer gewissen Zeit habt ihr gar keine Lust mehr euer Handy für unnötiges zu entsperren. Ein weiteres Beispiel kommt von Google.
Einige haben es wahrscheinlich von euch gehört. Google wollte, dass die Mitarbeiter sich gesünder ernähren. Also haben sie einen Test durchgeführt. Die Süßgetränke wurden in den Fächern immer nach hinten und die ungesüßten Getränke nach vorne gestellt. Was dann geschah ist klar oder? Viele der Süßgetränke blieben unberührt, vorher war es genau anders herum.
Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie wir Menschen ticken.
Fazit
Bewusst werden, was der weg des geringsten Widerstands ist und Ihm zu
unserem Vorteil nutzen. Zugleich mit der Kehrseite anfreunden, und auch
diesen zu unserem Vorteil nutzen. Erleichtere dir, das was du möchtest
und erschwere dir das, was du nicht möchtest. So simpel kann es sein.
Ausblick
Es gibt eine weitere Reihe. Dabei wird es um die Persönlichkeit handeln und wie diese sich auf Gewohnheiten auswirkt. Was haben Persönlichkeit und Gewohnheiten gemein? Dieses und noch mehr erfährst du im nächsten Artikel.